"...Molta? -Fuck!"...
Der im Muell kniende Ganger hat wohl endlich verstanden, dass er nicht auf Unterstuetzung durch seinen Kumpel auf der Feuerleiter bauen kann und faengt nun auch an, eine EX-EX Kugel nach der anderen auf die Hausecke zu schiessen, hinter der gerade elegant Samara abgetaucht ist. Grauer Moertelstaub und Funken fliegen durch die Gegend.
Der staemmige Ork mit dem Kopftuch, scheinbar der Brecher der kleinen Gruppe, gibt dem Feuernden ein kurzes Handzeichen, worauf hin der die Salven etwas gezielter und in groesseren intervallen abgibt. Der Ork schmeisst sein leeres Magazin weg und laedt nach. Schaubend prustet er sich das Wasser aus dem Gesicht und naehert sich nun langsam der Ecke...

Noch bevor der Ork seine Waffe wieder in Position gebracht hat, fliegen ihm plötzlich mehrere winzige Objekte, die er durch den Regen kaum ausmachen kann, entgegen und landen im direkten Umkreis um seine Füße. Irritiert folgt ihnen sein Blick und sein geübtes Auge identifiziert sie als unverbrauchte Munition einer Schusswaffe. What in hell…?
Ehe sich eine Erkenntnis in seinem nicht völlig unterbelichteten Verstand bilden kann, schlägt ihm im nächsten Augenblick aus der dunklen Gasse direkt vor ihm, etwas großes Leuchtendes entgegen, das sich im Bruchteil einer Sekunde vor seinem Auge zu einem hiesigen Feuerball manifestiert.
Ein lautes »FUCK« löst sich von seinen Lippen, doch bevor er reagieren kann, trifft ihn das Geschoss wie eine Faust aus Flammen und hüllt ihn in unerträgliche Hitze. Dann explodieren mit lautem Krachen die Ex-Explosiv-Geschosse um ihn herum.

Im selben Moment wird Samara von einem leichten Zittern ergriffen, als eine Woge destruktiver Energie ihren Körper schüttelt. Er wird nicht allzu schwer verletzt sein, der Regen wird das Feuer schnell löschen…
Sie wendet mit einer schwungvollen Drehung dem Geschehen den Rücken zu und ihre Stimme klingt schroffer, als beabsichtigt, als sie sagt: »Das sollte als Ablenkung reichen. Lasst uns endlich Eure Abkürzung nehmen.« Mit diesen Worten beginnt sie zu laufen, tiefer in die Dunkelheit der Gasse. Liam würde unmittelbar hinter ihr sein und sie vermutlich gleich überholen. Mister Johnson würde nicht mehr allzu lange warten und es war selten ratsam zu lange an einem Ort zu weilen, zumal sie den angerichteten Schaden auch nicht weiter begutachten wollte.

Der Anblick, der sich den beiden Runnern bietet, beunruhigt Samara zutiefst. Eine Gestalt im schwarzen Anzug eines Konzernpinkels, der ihn unschwer als Mr. Johnson ausweist, liegt verdreht, mit dem Gesicht nach unten, auf dem Asphalt in einer Lache aus Regen und Blut. Ein paar Meter neben ihm tummeln sich zwei weitere bewaffnete Torres-Ganger, scheinbar unschlüssig in welche Richtung sie sich wenden sollen.
Vollidiot! Soviel zu unserem Deal. Ich hoffe, du hinterlässt mir nicht nur dein wertloses Blut, Johnny-Boy… Samara seufzt innerlich. Schauen wir mal, wie viel Leben noch in dir steckt.
Für einen kurzen Augenblick schließt Samara die Augen und konzentriert sich auf ihre Sinne. Ein Wechselspiel der Farben beginnt und im nächsten Moment erblickt sie den Innenhof in seiner Astralpräsenz. Die Aura des Johnsons ist von einem schwachen pulsierenden Licht seiner restlichen verbleibenden Lebenskraft erfüllt. Ein unregelmäßiges Leuchten, wie ein Band aus glitzerndem Staub, schlingt sich von seinem Körper weg durch die Luft und verliert sich irgendwo hinter der nächsten Ecke, außerhalb von Samaras Sichtfeld.
Ihr Blick schweift über die Ganger, die gegen den Johnson wie das blühende Leben aussehen. Aber was..?
Wie aus dem Nichts, tauchen plötzlich zwei neue gewaltige astrale Präsenzen auf.
Die Elfe zuckt so heftig zusammen, dass Liam seinen Blick von der Szenerie löst und Samara prüfend ansieht. »Diese Gäste standen nicht auf meiner Liste«, flüstert Samara mit rauer Stimme, während ihr Blick unaufhörlich auf den Innenhof geheftet bleibt. »Seht, Pater.«
Wie von Geisterhand werden im selben Augenblick die beiden Ganger von ihren Füßen gerissen und hängen wie schwebend, strampelnd und röchelnd über dem Boden. Die Waffen, die sie gerade noch in den Händen gehalten haben, landen scheppernd unter ihnen, während sie sich fast gleichzeitig an den Hals greifen, als versuchten sie unsichtbare Pranken wegzuschlagen.

Samara, die die Szene immer noch astral beobachtet, sieht den Grund für das ungewöhnliche Spektakel. Zwei riesige Luftelementare halten die Ganger im Würgegriff. Nur einen Wimpernschlag später, reißt einer der Elementare mit einem schwungvollen Ruck seines riesigen magischen Armes, den Kopf des Gangers ab, dessen Rumpf in einem Schwall aus Blut zu Boden stürzt. Seinen Kameraden erwartet kein besseres Schicksal. Mit atmenberaubender Geschwindigkeit wirbelt ihn der andere Elementar durch die Luft und schmettert ihn anschließend zu Boden, wo er als lebloser Haufen Körpermasse unter dem Geräusch splitternder Knochen und einer Fontaine aufspritzender Körperflüssigkeit aufprallt.
So schnell, wie die Elementare in dem kleinen Hinterhof aufgetaucht sind, verschwinden sie wieder, ohne Liam und Samara zu beachten. Schweißgebadet lehnt Samara sich mit geschlossenen Augen gegen die Hauswand hinter sich und nimmt ein paar tiefe Atemzüge, um ihren Herzschlag zu beruhigen und die aufkommende Übelkeit niederzukämpfen. »Langsam wird die Sache ernst. Ich hoffe, Ihr wisst, worauf Ihr Euch einlasst, Pater? Oder gehört das hier auch zu Eurem Plan?«

Samara zieht fragend eine Augenbraue hoch. »Habt Ihr ihn in Gottes Hand gegeben, Pater, oder wollt Ihr ihn dem Abschaum der Straße überlassen, der nur darauf wartet, den werten Mr. Con in Stücke zu reißen, sobald wir ihm den Rücken zuwenden?« Mit einer schnellen Bewegung kniet Samara neben Mr. Johnson nieder und fühlt seinen Puls. Seine Haut ist kalt und feucht, sein Puls schwach, aber regelmäßig und seine Augen geschlossen. Samara durchsucht mit geübten Fingern die Anzugtaschen des Konzernmannes und fördert einen Credstick, gefolgt von einem Mobiltelefon und einem Foto zu Tage, welches sie sich zusammen mit den anderen Fundstücken in ihre Jackentasche steckt. Einige tastende Sekunden später, hält die Elfe eine kleine Plastikkarte in der Hand. »Bingo.« Samaras Augen überfliegen die gefundene SIN-Karte. In der rechten oberen Ecke ist ein kleines Bild des Mannes zu ihren Füßen abgebildet, darunter ein Firmenlogo. Links daneben stehen ein Name und eine Identifikationsnummer. »Peter Goyl von Mandrake Mining Corporation«, sagt Samara leise und reicht Liam die SIN-Karte. »Unser Freund hier hat sich scheinbar auf die Erschließung ungewöhnlicher Ressourcen spezialisiert.« Nach diesen Worten, wendet Samara ihre Aufmerksamkeit wieder Mr. Johnson zu und beugt sich über sein Gesicht, ihre Waffe unmerklich auf dessen Brust gerichtet. »Mr. Goyle, Ihre Verabredung ist hier! Sprechen Sie mit mir und vielleicht kann Ihnen dann noch geholfen werden.«

Nachdem das kurze, warme Licht auf das Gesicht von Peter Goyle faellt, hoert die Wunde im Gesicht fast sofort auf zu bluten und etwas Farbe kommt zurueck in das Gesicht des Con-Manns. Er reagiert auf die Frage mit einem unruhigen Zucken und nach ein paar Sekunden oeffnet sich das unversehrte Auge und blickt Samara kurz in Gesicht, bevor es sich wieder schliesst.
Leise faengt er an zu sprechen, es bereitet ihm grosse Muehe und oft sind die Saetze von langen Atempausen unterbrochen:
"Miss Magic....wie schoen....Sie noch...zu..sehen" Eine lange Pause, dann zuckt Peter Goyle schmerzhaft zusammen "Der Koffer, Melissa...ich.." Er hustet Blut und versucht seinen Atem zu beruhigen "Es tut mir leid, Miss Magic, aber ....ihre Entlohnung..hhhj..." Er ringt nach Atem "....ist in dem Koffer! Und noch ...mehr, viel "Er hustet erneut Blut "...viel mehr...helfen Sie mir...sie muessen den Koffer....finden! Ihr neuer...Auftrag.." Eine lange Pause. "Info...brauche noch mehr....Hilfe" Langsam verdreht er das unversehrte Auge und hebt seinen Armstumpf. "...Melissa...meine Melissa....drek" Sein Auge schliesst sich und sein Kopf sackt auf den nassen Boden.

Der Regen prasselt nach wie vor auf Eure Schultern und auf den bewusstlosen Mann vor Euren Fuessen. Der Gestank der aufgerissenen Ganger wird mit jeder Sekunde penetranter und Euch ist unwohl bei dem Gedanken an diese brutale Macht, die sich vor kurzem hier aufgehalten hat. Liam tippt die Nachricht an Benedikt in seinen PDA, wischt sich das Wasser aus dem Bart und spaeht in die Dunkelheit auf der Suche nach weiteren uneingeladenen Gaesten in seinem Viertel.

Samara schaut dem bewusstlosen Johnson vor ihr gedankenversunken in das brutal entstellte Gesicht. Nach ein, zwei Sekunden reisst sie den Kopf hoch und fixiert die Ecke um die im Astralraum eine Linie der gruengelb leuchtenden FABs schwebt. Keine andere magische Aktivitaet ist vorhanden ausser der langsam schwaecher werdenden "Duftspur", die in der Luft haengt und langsam vom Dauerregen verwirbelt wird....